Reisen, Leben und Wandern auf den Philippinen

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Python's Futter und ihre Ausbruchsversuche

 

Die erste Mahlzeit

Als es Zeit war, die Python zu zu füttern, gingen wir auf den Markt und kauften eine fette Maus. Zuhause angekommen, steckte ich die Maus in den Käfig der Schlange. Die Schlange ignorierte anfangs den neuen Mitbewohner, nahm aber sehr schnell Witterung auf. Und dann begann sie, sich ganz, ganz langsam auf die Maus hin zu bewegen, so langsam, dass man die Bewegung nicht sehen konnte. Als sie dann nur noch eine Handbreit von der Maus entfernt war, versuchte sie zuzustoßen, war aber nicht schnell genug, weil sie ihren "Hals" nicht ausreichend in S-Form gekrümmt hatte. Die Maus entkam, sie sprang im letzten Moment einfach zur Seite und das Ganze wiederholte sich mehrfach.

Die Schlange war einfach zu ungeduldig: anstatt sich das letzte Stück genauso sorgsam anzuschleichen, wurde sie am Ende immer etwas zu schnell, gab dabei die Krümmung ihres Vorderkörpers auf und die fehlte ihr dann beim entscheidenden Schlag. Schließlich entschloss sich die Schlange, erst einmal Wasser zu trinken und bewegte sich zu ihrem Trog. Die Maus hing derweil kopfüber an der hölzernen Decke des Käfigs - genau über dem Wassertrog. Und verliert plötzlich den Halt, und plumpst der Python direkt vor die Nase in ihr Trinkgefäss.

Ich hatte ja schon angefangen zu glauben, dass Python ein wenig zu langsam für die Jagd ist. Von wegen. Viel schneller, als das man irgend etwas davon sehen konnte - das Ganze dauerte vielleicht eine zehntel Sekunde - hatte Python die Maus aus ihrem Trog gezogen, sie umschlungen und den Kopf der Maus in ihren Rachen genommen. Es dauerte kaum 30 Sekunden, und die Maus bewegte sich nicht mehr. Ich ergriff schnell die Gelegenheit, ungefährdet den Wassertrog zu säubern und frisches Wasser nachzugießen. Kaum war ich fertig, war auch die Maus schon spurlos verschluckt. Das war wohl eine zu kleine Mahlzeit gewesen.

Die Flucht

Mein Wohnzimmer stand zu der Zeit voll mit siebzig Umzugskartons, die wir aus Deutschland geholt hatten. Ich schlief, und wurde durch Geräusche geweckt. Einbrecher? Ich packte das Buschmesser, das bei mir neben dem Bett liegt, und schlich mich nach unten. Die Schlange hatte es geschafft, den Riegel des Käfigs teilweise aufzudrücken , und sich durch einen engen Spalt durch die Tür gequetscht. Pythons sind wahre Ausbruchsmeister. Und zeigen dabei wirklich erstaunliche Kraft und Intelligenz. Mahlzeit, dachte ich mir, in dem ganzen Krempel findest du die nie wieder, und wenn, dann vermutlich, wenn mich beim herumräumen etwas in die Hand beisst.

Wobei ich weniger Angst um mich hatte als davor, die Schlange beim Ausräumen der Kartons versehentlich zu verletzen. Aber das Problem löste sich von selbst: Python hatte sich ausgerechnet die Toilette als neue Heimat erwählt und nachdem ich sie da eher zufällig entdeckt hatte, brauchte ich nur noch die Tür zu schließen. Die Toilette war ausbruchssicher.


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Das war kein schlechte Lösung: die Toilette war leicht zu säubern und Python hatte jede Menge Platz. Über Nacht stellte ich ihr immer mal wieder Spielzeug in den Raum, in dem sie dann auch mit Begeisterung herumkletterte (ein Keyboardständer kam am besten bei ihr an). Es gab auch immer eine große Schüssel mit frischem Wasser zum Trinken und Baden.

Das traurige Hühnchen

Es war schnell offensichtlich geworden, dass Mäuse einfach kein brauchbares Futter für Python darstellten. Dafür war sie bereits zu groß, und die Mäuse zu teuer. Ratten gab es leider keine zu kaufen.

Die einzige echte Alternative am Ort waren große Küken, so groß, dass sie fast schon junge Hühnchen waren. Also ging's mal wieder auf den Markt und nach kurzem Handeln erstanden wir auch ein passendes Hühnchen. Nachdem ich zuhause angekommen war, setzte ich das Hühnchen erst mal in einen Käfig, wo es bald heftig zu rufen begann. Damals arbeitete Naida meine 20-jährige Haushälterin, noch für mich. Sie hört das Küken holt es aus dem Käfig und fängt an mit ihm zu spielen und es zu füttern. Ich sag noch zu Naida: "Komm lass das, das ist Schlangenfutter, und wenn Du Dich an das Tier gewöhnst, dann tut's Dir nachher leid". Es war auch wirklich ein nettes Hühnchen, hatte richtig Persönlichkeit, war irgendwie frech und stolz und clever und war kein bisschen scheu. Am späten Nachmittag (Pythons sind dämmerungs- und nachtaktiv) brachte ich das Hühnchen dann in die Toilette. Dort rief es erst eine Stunde lang ganz jämmerlich, und als seine Rufe ignoriert wurden, setzte es sich schließlich genau auf den Karton, in dem die Schlange wohnte, gab keinen Mucks mehr von sich und bewegte sich auch nicht mehr. Und genauso frech und stolz, wie es vorher ausgesehen hatte, genauso jämmerlich und traurig wirkte es jetzt: Sogar sein Gefieder stand unordentlich und zerzaust ab, die Flügel hingen herunter. Es sah fast aus, als hätte das Tier begriffen, was es erwartete, und dass es keinen Ausweg mehr gab.

Kurz danach wachte Python auf und holte sich ihr Futter. Zumindest ging das genauso schnell, wie bei der Maus. Bei mir aber blieb kein gutes Gefühl zurück., und Manuel weinte, nachdem ich ihm diese Geschichte erzählt hatte.

Ausbruchsversuche

Danach hatte ich keine rechte Lust mehr auf Schlangenhaltung: Küken wollte ich keine mehr füttern, und anderes Futter war nicht aufzutreiben. Bisher waren Python und ich auch noch leidlich miteinander ausgekommen: wenn ich die Toilette benutzen wollte, dann klopfte und rumorte ich erst ein wenig an der Tür, und wenn ich nun den Raum betrat, dann verzog sich Python in ihre Schachtel.

Nach und nach gewöhnte sie sich jedoch immer mehr an die Situation und begann zunehmend Selbstbewusstsein zu entwickeln. Mit zum Teil ärgerlichen Auswirkungen: so wurde der Wasserkasten der Klospülung zu ihrem Lieblingsplatz. Kam ich nun herein, und trat an das Klobecken, um meinen Wassern freien Lauf zu lassen, dann unterschritt ich wohl ihre Fluchtdistanz. Sie legte ihren Vorderkörper in S-Form, richtete sich teilweise auf, öffnete das Maul weit und fauchte mich an, und schlug nach mir: sie "gab die Kobra". Pythons sind zwar nicht giftig, können aber durchaus schmerzhaft zubeißen. Nun stellt Euch mal die Situation vor: wenn man als Mann pissend vor dem Becken steht, welcher Körperteil kommt da wohl einer auf dem Wasserkasten liegenden Python am nächsten? Auch wenn sie mich nie wirklich dort hinein gebissen hat: so etwas zehrt dann doch an den Nerven.

Ihren festen Willen, auch in diesem Raum nicht ewig zu verweilen, dokumentierte sie durch geniale Kletterübungen im Rahmen von Ausbruchsversuchen. Wobei sie durchaus planvoll vorging. Der offensichtlichste Schwachpunkt aus ihrer Sicht war ein Türspalt, und nächtelang versuchte sie diesen auszunutzen, ja sogar sich in den Spalt zu klemmen und die Tür nach oben zu heben. Dabei war sie äußerst hartnäckig und probierte es sicher drei oder vier Nächte lang an dieser Stelle. Als sie dann schließlich begriffen hatte, dass sie hier keine Chance mehr hatte, ignorierte sie diese Stelle in Zukunft völlig und wandte sich mit ebensolcher Hartnäckigkeit dem nächsten Ziel zu. Und dieses war offensichtlich, die Zimmerwand zu übersteigen, welche in einem Fall nicht ganz bis an die Decke reicht. Diese, ansonsten glatte und gekachelte Wand, weist einige Vorsprünge auf: einen Wasserhahn, einen zerbrochenen und einen funktionierenden Klopapierhalter. Diese Strukturen hat sie wohl als Aufstiegshilfe verwendet. Wie sie genau da hinaufkam, konnte ich nie beobachten. Aber bei ihrem Meisterstück, nämlich sich an der Klopapierrolle mit zwei aus ihrem Körper geformten "Händen" abzustützen, und dann zu versuchen, sich über die Mittelwand zu strecken, dabei konnte ich sie eines Nachts photographieren.


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Zurück in die Natur!

Ich hatte ja eh nicht die Absicht gehabt, Python auf ewig bei mir zu behalten, sondern wollte sie nur für eine begrenzte Zeit bequem beobachten können. Außerdem mag ich Schlangen; mich faszinieren diese wunderschönen und intelligenten Tiere einfach. Die oben beschriebenen Probleme festigten meine Entscheidung, das Tier baldmöglichst wieder in die Natur zu entlassen. Zuvor jedoch wollte ich mit Gie noch einen Filipino in der Nähe von Iguig besuchen, der sich auch eine Python hielt.

 

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